Kennen Sie Reineclauden? Nein? Es sind kleine, grün-gelbe Pflaumen.
Heute weiß ich das. Als ich 1986 Kästners Klassiker „Pünktchen und Anton“ geschenkt bekam, wusste ich es nicht. Folglich konnte ich mit der Information „es gab Reineclauden“ nichts anfangen. Aus dem Kontext wusste ich aber, dass es um Nachtisch ging.
Also nahm ich kurzer Hand einen festen Tintenradiergummi und malträtierte die Buchseite, bis ich mit einem dicken Filzstift „Erdberen“ an die fragliche Stelle krakeln konnte.

Natürlich lässt sich nicht jedes Problem so forsch lösen. Heute finde ich es durchaus sinnvoll, mein Wissen zu erweitern, statt einfach die Geschichte neu zu schreiben. Trotzdem glaube ich, Kästner hätte gelacht und gesagt: „Richtig so.“ Denn er war ja ein Mann, dem es um das Wesentliche ging – und, wie ich, evangelisch. In der Tradition Luthers sagen wir Protestanten, dass man den Leuten „aufs Maul schauen“ soll, wenn man Gehör finden möchte. Wenn ein Kind Erdbeeren einen tollen Nachtisch findet, soll es sich eben die Familie Pogge mit Erdbeeren vorstellen.
Ich mag pragmatische Lösungen ohne Chichi. Menschen haben etwas zu sagen und möchten Gehör finden: Am Ende ist gute Kommunikation nicht mehr und nicht weniger.